DADES SCHLUCHT BIS TATA
Bei unserer Abreise hörte es, Allah sei Dank, auf zu regnen.
Wir erreichten nach kurzer Zeit den Dades, der über seine Ufer getreten war. Er hinterließ auf der schmalen
Straße seine lehmige Spur. Nach einigen Fotostopps erreichten wir fast das Ende der Schlucht. Aus einigen
Metern Entfernung sahen wir schon Menschen und Autos. Es konnte ja nicht anders sein. Massen von Geröll
und roter, klebriger Schlamm lagen auf der Straße. Für Kraftfahrzeuge ohne genügende Bodenfreiheit war
absolut kein Durchkommen mehr. Emsig bemühten sich die Einheimischen mit ihren Händen und
jämmerlichen Schaufeln die Straße von den Geröllmassen zu befreien. Für sie war es wichtig, diese
Lebensader wieder befahrbar zu machen. Für heute jedenfalls konnten sie nicht mit Touristen rechnen.
Für unseren Deutz natürlich kein Problem, im zweiten Gang überquerten wir diese Passage und konnten die
Fahrt ungehindert fortsetzen. Welch ein Verdienstausfall für die kleinen Hotels, Campingplätze, Souvenir-
und Lebensmittelläden. Raumfahrzeuge waren nicht in Sicht. Zurück Richtung Quarzazate und bei relativ
guter Sicht sahen wir die schneebedeckten Gipfel des Hohen Atlas.
Ursprünglich planten wir nach Mhamid in den Sandkasten zu fahren, hier gibt es phantastische Dünen und
eine gut zu befahrende Piste nach Foum-Zguid. Aber die Zeit rannte uns ein bisschen davon, sodass wir die
Abkürzung über Agdz nach Tata wählten. Auf dieser Strecke trafen wir drei mal auf Männer, die eine
Autopanne vortäuschten, die uns unmissverständlich klarmachten, dass wir anhalten sollten. Dieses taten
wir natürlich nicht, da wir vorgewarnt waren. Ob sie uns in den nächsten Teppichladen geschleppt oder uns
verschleppt hätten, wir wissen es nicht!!
In Agdz übernachteten wir in einem großen Palmengarten, dazugehörig eine riesige Kasbah. Dieses
Bauwunder, welches wir am nächsten Tag besichtigen konnten, wird mit Hilfe und Unterstützung von
Weimarer Architekturstudenten und Spezialisten im Lehmbau aufwendig und mit Hilfe von Spenden saniert.
(www.lehmexpress.de)
Jette, die französische Inhaberin, war sichtlich stolz auf das Geleistete und weihte uns in ihre Zukunftspläne
zum Ausbau der Kasbah und des Campingplatzes ein. Eine nette Terrasse mit einem kleinen Pool und einem
Restaurant stehen kurz vor der Fertigstellung. Hier auf diesem Platz lernten wir zwei tolle Typen kennen.
Zwei Oberbayern, beide nicht wesentlich jünger als Jürgen, schon vor Jahren ausgemustert von der Telekom
und der Post (Bandscheibe und Arthrose), sind seit langer, langer Zeit mit dem Fahrrad und einem Zelt von
Aldi in der Welt unterwegs. Nichts planen die Beiden, aber sie überlegen ernsthaft, ob sie auch mit dem
Fahrrad bis zum Senegal fahren. Mal sehen, ob wir sie dort wiedertreffen!!! Wir wünschen Ihnen jedenfalls
viel Glück und tolle, erlebnisreiche Radtouren.
Unsere Abkürzung bereuten wir nicht, denn die jetzige Fahrt war sehr abwechslungsreich und interessant.
Mehr und mehr Berberzelte waren zu sehen und viele, viele Ziegenherden, die von ein oder zwei Hirten
begleitet wurden. Es herrschte sehr wenig Autoverkehr, so waren wir wohl eine willkommene Abwechslung
für die Menschen, die uns begegneten. Besonders bei den Kindern schinden wir mit unserem Deutz immer
Eindruck. Meist die Jungen geben uns ein Zeichen, dass die Hupe betätigt werden soll. Wird von uns
gehupt, erschrecken sie sich und springen zur Seite, freuen sich aber diebisch darüber. Niemals aber wurde
von den Kindern ein Stein zum Wurf aufgehoben.
Die jetzige Tagesetappe führte uns Richtung Westsahara. Die Polizeipräsenz nahm zu, Kontrollen fanden
aber nicht statt. Mit seinen 15 000 Einwohnern ist Tata die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Es fiel
uns auf, dass die Menschen hier schon viel dunkelhäutiger sind als in dem übrigen Marokko. Die Frauen
tragen dünne Tücher in bunten Farben, meist in Orange- und Blautönen, locker um ihren Körper
geschwungen, sie wirken dadurch lebendig und beschwingt.
Mitten im Ort, für uns strategisch günstig gelegen, befindet sich der CP. Wir blieben hier zwei Nächte, denn
von hier aus konnten wir unsere Besorgungen zu Fuß erledigen, wie z. B. Einkauf, Internet. Abends mussten
wir natürlich in dem neben anliegenden, einheimischen Lokal essen, gut und günstig. Tajine, ein in einem
Tontopf gegartes Hähnchen mit Möhren, Zucchinis und Kartoffeln, dazu ein Tomaten-, Gurken-,
Paprikasalat. Dieser offene Ort bietet sich für kleine und größere Wüstenunternehmungen, sowie auch
Wanderungen an. Er ist noch nicht überschwemmt von Touristen, sehr sauber und herrlich ruhig. Seit fast 10
Jahren besteht eine Partnerschaft mit dem oberhessischen Städtchen Lich. Übrigens, auch hier hat es
zeitweise stark geregnet!! Ein großer Regenbogen entschädigte uns aber für das Nass.